Tour de Luxe – Auf dem Mullerthal-Trail

Drei Tage über den Mullerthal Trail und durch den Naturwanderpark „Delux“: Die grenzüberschreitenden Bergtouren in Luxemburg bringen Wanderer ins Staunen.

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Unterwegs im Naturpark Delux Foto: Flora Jädicke

In den Wäldern hauste der Krieg. Und am Flüsschen Sauer standen sich deutsche und alliierte Truppen gegenüber. Noch heute sind die Inschriften der Soldaten und das Blei, in den uralten Bäumen, stumme Zeugen des Schlachtfelds. Die wild-romantische Landschaft in der Region Mullerthal war damals diesseits wie jenseits der Grenze nicht mehr als Kulisse für eine der blutigsten Schlachten des zweiten Weltkriegs, die „Ardennen-Offensive“. Heute verbinden Mullerthal Trail und „NaturwanderPark Delux“ die einst verfeindeten Gebiete.

Ein deutsch-luxemburgisches (Delux) Wandererlebnis von betörender Schönheit. Wer etwa den 20 Kilometer langen Rundweg auf dem „Felsenweg 1“ geht, überquert die Sauer, die einstige Frontlinie, an zwei Stellen: bei Echternach und auf der Höhe von Schloss Weilerbach. Von Echternach führt der Weg zehn Kilometer durch die Eifel und weitere zehn Kilometer durch die „kleine luxemburgische Schweiz“, wie einst holländische Soldaten die Region Mullerthal tauften.

Gian Marco Bartolini kennt die Felsen-Wege wie seine Westentasche. Foto: Flora Jädicke
Gian Marco Bartolini kennt die Felsen-Wege wie seine Westentasche. Foto: Flora Jädicke

Gian Marco Bartolini ist für drei Tage unser Guide. Er führt uns durch diese fast feenhafte Landschaft aus Sandsteinfelsen, Schluchten und Höhlen, aus unberührtem Wald und alten Kultstätten. Mal ist sie zart, mal wild. Immer steckt sie voller Überraschungen. Marco kennt hier jeden Baum und Felsgiganten und die Geschichte des Krieges in den Ardennen gehört zu dieser Tour, wie sein Wissen darüber, wo der beste Wild-Sauerklee für einen guten Salat steht.

Alpine Geher werden im Mullerthal glücklich

Der Anstieg von Echternach auf das Berdorfer Plateau hat es in sich. Er sorgt für das erste große Staunen über das kleine Land, westlich der Eifel. Drei Tage Wandern in Luxemburg, das klang nach gemütlichen Spaziergängen. Aber schon die ersten Schritte auf dem „Felsenweg 1“ zeigen: Hier werden auch alpine Geher glücklich.

Dramatische Felsformationen auf dem Felsenweg im Naturpark Delux. Foto: Flora Jädicke
Dramatische Felsformationen auf dem Felsenweg im Naturpark Delux. Foto: Flora Jädicke

Auf drei Routen werden wir das Schatzkästchen Luxemburg erkunden und dabei aus dem Staunen nicht herauskommen. Tag eins führt uns über den „Felsenweg 1“ von Echternach nach Berdorf. Am zweiten Tag brechen wir weiter nördlich auf, vom mittelalterlichen Städtchen Vianden, und durchqueren das Tal der „Our“ auf der gut 14 Kilometer langen und anspruchsvollen Route über die „Nat’Our Route 5“. Der dritte Tag führt uns entlang des „Haupeschbaach“ über den „Felsenweg 2“ von Bollendorf zur Schlossruine Beaufort.

Das Flüsschen „Sauer“ als Naturarchitekt

Wir genießen Marcos luxemburgische Gelassenheit ebenso wie die gigantische Felsenlandschaft. Fast ängstlich klammern sich Buchen an den Felsen und treiben ihre Wurzeln tief in den porösen Sandstein, aus dem unzählige Quellen dringen. Wie ein Panoptikum der Urgewalten ragen Bäume und Felstürme in den Himmel. 200 Millionen Jahre hat die „kleine Sauer“ hier als Landschaftsarchitekt gewirkt und eine faszinierende Felsenlandschaft geschaffen, in der eine einzigartige Tier und Pflanzenwelt lebt. Wilde Orchideen, Flechten, Moose und seltene Farne findet man hier, wie den „Englischen Hautfarn“, der sonst nur an der Atlantikküste vorkommt. „Hier herrscht ein einzigartiges Mikroklima“, erklärt Marco. An den Felswänden leuchten rot die Spuren von Eisenoxid.

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Gewaltige Steinformationen und dünne Buchen. Foto: Flora Jädicke

Nur an wenigen Stellen ist der Weg ein wenig manikürt für den Wanderer. An engen und steilen Passagen führt er über kleine Treppen, die Mitte des 19. Jahrhunderts für Touristen angelegt wurden. Moderne Touristiker haben sie ergänzt und eine dezente aber gut sichtbare Beschilderung angebracht mit Hinweisen auf Sehenswürdigkeiten, die von den Wegen aus gut zu sehen und leicht zu erreichen sind. Die Wege sind allesamt zertifiziert vom Deutschen Wandersiegel. Ansonsten hat die Natur hier ihr eigenes Konzept. Und das ist zwischen Wolfsschlucht, Perekop (ehemaliges Lazarett in den Felsen) und Hohllay von  berauschender Schönheit. Doch das wildromantische Naturjuwel löst sich langsam auf. Der Untergrund ist schlüpfrig wie Seife. „Eines Tages fällt hier alles zusammen“, sagt Marco. Still und leise trägt die Sauer den Sand ab und befördert ihn in den Rhein. „Wenn ihr in ein paar Jahren wiederkommt“, scherzt er, „findet ihr das Mullerthal in den Niederlanden.

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Die Bäche im Naturpark Delux sind glasklar. Foto: Flora Jädicke

“Hoch oben an der Burg Falkenstein machen wir die erste Rast. Das Grundrauschen der Zivilisation schafft es nicht bis hier rauf. Nur die Vögel geben ihr Konzert. Bienen und Hummeln surren und die Sonne lässt uns im Rucksack nach der Sonnencreme kramen. Kein Mensch begegnet einem hier.  684 Höhenmeter über dem  Alltag staunen wir erneut. Die Landschaft der Ardennen ist so entspannend wie sportlich herausfordernd. Der felsige Grenzsteig „Nat‘Our Route 5“ ist nicht nur einer der anspruchsvollsten Trails, sondern auch einer der schönsten. Mit seinen zwölf Kilometern ist er eine gute Tagestour, die als schwierig eingestuft ist. Gerade beim Abstieg über den „Lätgeberg“ (Luxemburg) sollte jeder Schritt sitzen. Wild und urwüchsig geht es über Steine, Wurzelwege und im Winter und Herbst über oft schlüpfriges Schiefergestein.

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Früher hauten die Müller ihre Mühlsteine aus dem Steinbruch. Die Spuren sind gut zu sehen.Foto: Flora Jädicke

An Tag drei verspricht die Broschüre 20 Kilometer Traumpfad durch das Sauertal. Auf 792 Höhenmetern vorbei an Kalktuffhöhlen und klammartigen Schluchten – reine Gehzeit fünf Stunden. „Das ist unmöglich“, sagt Marco. „Am besten macht ihr daraus eine Tagestour und geht mittags schön essen.“ Auf unserem Weg vorbei an Dachshöhlen und wildem Ilex, alten Buchen und Fichten wissen wir warum. „Hier ist es nirgendwo flach“, sagt Marco.

Hinter dem Michelskreuz knapp drei Kilometer vor der Schlossruine Beaufort zweigt der  Felsenweg 2“ rechts ab auf den „Mullerthal Trail“ und führt uns durch eines der schönsten Täler dieser Strecke. Nichts als das Rauschen des glasklaren Hallerbach Bachs, nichts als pure Natur, rund um den Haupeschbaach begleiten uns bis Beaufort. Friedlich nehmen Wasseramsel, Fink und Eichelhäher ihr Bad.

Diese Reise wurde unterstützt von www.visitluxembourg.com

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