Auf Schusters Rappen zum König von Fanes

Bei Fanes und Senes liegt ein traumhaftes Revier für Schneeschuhgeher. Im pudrigen Idyll auf 2060 Metern Höhe beginnt unser weißes Winterglück.

Als hätte der liebe Gott Tausende Diamanten hineingewoben, so funkelt die unberührte Schneedecke zwischen den Monti Pallidi, den „weißen Bergen“ der Dolomiten.

Vom Wind gepeitscht neigen sich die Bäume. Foto: Flora Jädicke
Vom Wind gepeitscht neigen sich die Bäume an den Monti Palllidi. Foto: Flora Jädicke

Während Deutschland nackt und bar unter dem Winterhimmel liegt, hüllen sich Fanes und Senes in ein dichtes weißes Winterkleid. Makellos fällt es über den Sas dla Porta (Seekofel), über Sas dles Diesc (Zehner Spitzer), Sas dles Nu (Neunerspitze).

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Bergstille pur empfängt den Schneeschuhgeher. Foto: Flora Jädicke

Elegant kleidet es , Sas dla Crusc (Heiligkreuzkofler), Col de Sant Antone ( Antoniusspitze) und die Furcia dai Fers, die Eisengabelspitze. Und die Königin der Dolomiten, die 3343 Meter hohe Marmolada, reckt majestätisch ihre honigfarbenen Gipfel aus dem weißen Winterpelz. Auf ihr breitet sich der größte Gletscher der Dolomiten aus, der Ghiacciaio della Marmolada.

Fanes und die  Natur ganz für sich

Von St. Vigil aus sind wir der Forststraße gefolgt bis zum Gasthof Pederü am Ende des Gadertals auf 1548 Metern. Sie führt parallel zur gut präparierten Langlaufloipe. Unser Ziel ist die hervorragend ausgestattete Faneshütte. Wer fit ist, geht die Strecke über den Weg Nr. 7 in gut zwei Stunden zu Fuß oder auf Skiern. Aber Max Willeit der Guide, rät zur Schneekatze. Der Südtiroler führt seit sieben Jahren Gäste hinauf in „seine Berge“. An der Hütte schnallen wir die Schneeschuhe an und machen uns auf zum Limojoch. Ein idealer Ort, um inne zu halten und den Blick in die großartige Kulisse der Dolomiten zu heften.

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Skitouren- und Schneeschuhgänger haben die Fanes-Welt für sich. Foto: Flora Jädicke

Eine Handvoll Skitourengeher kreuzt kratzend unsern Weg. Sie verschwinden schnell am Horizont. Dann gehört die Weite wieder der klangvollen Stille der unberührten Bergwelt. Der dichte Schnee und die breite Auflage der Schneeschuhe scheinen den Bergen beinahe ihr raues Wesen zu nehmen. Allein mit Gams und Schneehase. „Aber hier oberhalb der Baumgrenze, findest du nichts als Krüppelkiefern. Nichts als Natur pur“, sagt Max.

Nichts als Gämsen an fernen Hängen. Und nichts als die Spuren von Schneehase, Gams und Murmeltier neben der eigenen. Tief sinken wir ein in das pudrige weiße Schneeidyll und hinterlassen Abdrücke so groß wie Bärentatzen. Bären gibt es hier schon lange nicht mehr. Dafür aber eine berauschende Stille. Kein Halli-Galli-Ski, kein Surren von Seilbahnen, nicht einmal den Flügelschlag eines Vogels hört man. Max erzählt von Adlern und pfiffigen Finkenvögeln, von Zirbenkiefern, die wegen der Vögel nur auf Fels wachsen und vom einst erbitterten Frontenkrieg am Col di Plana. Am liebsten aber erzählt er davon, wie viel Kraft ihm die Berge rund geben. Genüsslich zieht er seine eigene Bahn durch die makellose Schneedecke.

Fast wie Freeriden. Max Willeit tanzt fast auf seinen Schneeschuhen den Berg hinunter. Foto: Flora Jädicke
Max Willeit tanzt fast auf seinen Schneeschuhen den Berg hinunter. Foto: Flora Jädicke

„Eine neue Spur legen, kann den Weg verdoppeln“, warnt er. Aber das leise Knirschen unter den Sohlen, das federleichte Gehen und der samtig weiche Untergrund: so lässt sich das einfach nur im Tiefschnee erleben.

Der König von Fanes

Am See vorbei weiter zur Großen Fanes Alm (2112 Mt.) nähern wir uns dem „König von Fanes“. Einst suchte der Herrscher Macht und zog im Bund mit den Adlern in den Krieg gegen das friedliche Reich der Murmeltiere und Königstochter Dolasilla. Sie verfügte über magische Pfeile. Doch der König ließ die Pfeile listig rauben. Nach der entscheidenden Schlacht, floh sie mit den Murmeltieren in die Unterwelt der Fanes. Der König aber wurde im Schlachtfeld zu Stein.

„Man muss ein Auge dafür haben“, sagt Max. „Dann kann man ihn sehen.“ Forsch reckt der „falsche König“ seither Krone, Kinn und

Den Monti Pallidi auf der Spur. Foto: Flora Jädicke
Den Monti Pallidi auf der Spur. Foto: Flora Jädicke

Nase am Falzaregopass aus dem Fels. Hier zwischen Limojoch, den Almen von Fanes und Senes und der Armentara liegt die Geburtsstätte der ladinischen Sagenwelt. Der Legende nach soll am Sas dla Porta noch heute ein Tor vom Pragser Wildsee in die Unterwelt des Fanesreichs führen. Die Sonne steht hoch über den Dolomitengiganten Monte Vallon Bianco und Castello, über Casale, Cavallo und Lavarella. Von hier führen Wege nach Norden über den Col de Locia bis zur Capanna Alpina und St. Kassian und im Süden über Fiames nach Cortina d’Ampezzo. Ein anderes Mal denke ich und drücke meinen Riesenfußabdruck in den losen Schnee.

Downhill zur Fanes Hütte und anschließend ein gutes Hirschragout. Foto: Flora Jädicke
Downhill zur Fanes Hütte und anschließend ein gutes Hirschragout. Foto: Flora Jädicke

Den versteinerten König lassen wir hinter uns und tollen den Hang hinunter querfeldein zurück zur Faneshütte. Dort erwartet uns ein köstliches Wildragout, bevor uns, eine für den Anfänger etwas halsbrecherische Rodelabfahrt, wieder nach Pederü bringt.

Infos: Faneshütte unter:  www.rifugiofanes.com

Tourismusvereine: www.kronplatz.com, www.sanvigilio.com Bergführer und Schneeschuhtouren auch direkt unter: www.mydolomitiguide.com oder im Bergführerbüro des Tourismusverein St. Vigil, www.sanvigilio.com

Für die Slideshow auf das Bild klicken.

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